Wir wussten ja im Vornherein, dass dieser Urlaub kein normaler wird. Und doch wollten wir unsere Reise nach Mexiko antreten. Zeit mit der Familie verbringen, nach über einem Jahr, war vor allem für meinen Mann sehr wichtig. Und natürlich freuten sich auch Rabauke und ich die Feiertage bei Abuela zu verbringen. Den Gedanken an einen möglichen Lockdown habe ich versucht weitestgehend zu verdrängen.
Uns war bewusst, dass es kein „normaler“ Aufenthalt sein wird. Und doch standen die Zeichen auf Besserung. Die Covid-Ampel war seit längerem stabil auf orange. Die Einkaufszentren und Museen waren geöffnet, wenn auch unter strengen Vorsichtsmassnahmen. Am Eingang wurde jeweils Temperatur gemessen und desinfiziert. Der Zugang wurde nur mit Maske gewährt. Und auch sonst war der Mund-Nasen-Schutz Pflicht, sobald man das Haus verließ.
Die ersten Tage waren wunderbar, wenn auch mit einer gewissen Zurückhaltung verbunden. Wir trafen, neben der Familie, zwei alte Freunde, genossen das feine Essen im Restaurant und gönnten uns die ein oder andere Kleinigkeit.
Der Tag des Lockdowns
Und dann kam die Nachricht, die wir eigentlich nie bekommen wollten. Die Ampel schaltete auf rot, die Bevölkerung wurde darauf hingewiesen, das Haus so wenig wie möglich zu verlassen. Der Lockdown war zum Greifen nah. Obwohl sich nach wie vor viele Leute auf der Strasse tummelten, nahm meine Familie die Warnung sehr ernst. Mein Schwager erledigte die Einkäufe auf dem Grossmarkt und deckte uns mit Windeln, Feuchttücher und allem, was man halt braucht (oder auch nicht 🙂 ) ein. Mein Mann holte genug Bargeld und meine Schwägerin und ich versuchten die Kinder so gut es geht bei Laune zu halten.
Während dem Lockdown in der Schweiz hatten wir immer noch die Möglichkeit uns im nahegelegenen Wald auszutoben. Und das haben wir auch getan. Nun waren wir aber weit weg von einem Naherholungsgebiet, in einem Drei-Zimmer-Haus mit einer 11-jährigen und dem Rabauken. Kein Garten, kein Platz zum Bobbycar fahren. So habe ich mir unsere Reise dann doch nicht vorgestellt. Ich war frustriert, ernüchtert, einsam. Ich habe geweint, geflucht und mich mit so ziemlich jedem im Haus gestritten. Gerade die ersten Tage waren sehr schwierig für mich.
Die Zeit sinnvoll nutzen
Gleichzeitig habe ich aber auch viel gelacht, gelernt, geschrieben und genossen. Kein „ich muss noch schnell…“, kein „ich komme gleich“. Rabauke und ich haben geschmust, gekuschelt und gespielt. Ein Eimer Kies konnte uns Stunden beschäftigen. Wir schauten uns alte Erinnerungsstücke an, die wir auf unseren Beutezügen durchs Haus fanden. Wir backten, wir kochten, wir assen und genossen das Zusammensein (meistens 😉 ).
Jeder hat seine Stärken eingebracht und für Abwechslung gesorgt. Mein Mann zeigte den Kids den Umgang mit Stift und Pinsel. Mein Schwager, ein Tanzlehrer, sorgte für den Fitness-Ausgleich und meine Schwägerin & ich versuchten uns am Weihnachtsplätzchen backen.
Es war für uns alle eine Zeit der neuen Erfahrungen. Für mich persönlich war es aber auch eine sehr stille Zeit. Es blieb viel Raum zum Nachdenken, zum Reflektieren. Auch in Sachen Erziehung habe ich mir viele Gedanken gemacht. Wo komme ich an meine Grenzen (auch außerhalb eines Lockdowns)? Wie schaffen wir es, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder wahrzunehmen und zu vereinen? Und wo gibt es Familien-Baustellen, die wir angehen müssen?
Die Antworten auf diese Fragen werde ich bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt verbloggen und euch berichten, wie es uns nach der Rückkehr ergangen ist. Aber jetzt sind wir erstmal auf dem Weg nach Cancun. Da ist die Lage zwar auch angespannt, doch ein möglicher Lockdown ist noch nicht in Sicht. Ausserdem haben Rabaukes Pateneltern einen Pool. Jemand muss nämlich dringend all diese Tacos wegschwimmen, bevor es wieder nach Hause geht. 🙂 🙂
Wie habt ihr die Weihnachtszeit erlebt? Was hat sich „dank“ Corona verändert? Ich freue mich von euch zu hören.
Eure
Corina
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Ein Gedanke zu ”Lockdown im Urlaub – die etwas andere Reise“