Adventskalender- wie viele Türchen darf ich öffnen?

Der 1. Dezember ist da. Somit ist die Adventskalender-Saison eröffnet. Das Kind freut sich natürlich. Schliesslich gibt es den heiss ersehnten Lego Star Wars Adventskalender. Das erste Türchen ist schnell geöffnet, das Lego-Männchen zusammengebaut. Das alles noch vor dem Kindergarten. Ich mache mir schon mal eine mentale Notiz, dass wir die nächsten Wochen wohl 20 Minuten früher aufstehen müssen, um das regelmässig hinzukriegen.

Der 2. Dezember beginnt dann gleich wie der erste. Mit dem kleinen Unterschied, dass am heutigen Samstag eigentlich genug Zeit wäre, um noch mehr Lego zusammenzubauen. “Mami, chani no es Türli uftue?” tönt es dann auch schon bald aus dem Kinderzimmer.

Muss ich die Diskussion um die Adventskalender-Türchen nun wirklich täglich führen? Nein!

Mein erster Impuls: “Neeeeeeeeiiiiiiin! Jeden Tag nur eins!”. Kind schmollt. Ich bin genervt. Müssen wir jetzt jeden Tag die selbe Diskussion führen?

Das Türchen zu meiner Kindheit

Ich atme. Schenke mir noch einen Kaffee ein und überlege. Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn Kind noch ein Türchen aufmacht? Oder sogar alle? Er hätte dann halt keinen Adventskalender mehr. Kein Warten auf Weihnachten. Kein magischer Adventsmorgen. Diese Gedanken bringen mich zurück in meine eigene Kindheit. Wie ich es gehasst habe. Dieses Nicht-Wissen was in den anderen Säckchen ist, dieses dämliche Warten. Ich wurde bereits früh zur absoluten Expertin im Türchen öffnen und wieder so verschliessen, dass keiner merkte, dass es bereits offen war. Ich konnte Geschenke er-schütteln und er-fühlen und fand jedes noch so gut versteckte Päckchen. Kurz: Ich hasste Überraschungen und tue es heute immer noch. Wieso sollte es da meinem Kind anders gehen?

Wenn ich jetzt also auf der Idee “jeden Tag ein Türchen” bestehe, habe ich für den Rest des Wochenendes Diskussionen darüber. Habe ich die Kapazität, allfällige Wut zu begleiten? Oder mein Kind wird es einfach heimlich tun. So wie ich damals.

Adventskalender an einem Tag

Wenn ich ihn aber selbst entscheiden lasse, wie viele dieser Lego-Sets er sich heute rauskramen möchte, ist er die nächsten 2 Stunden beschäftigt.

Wenn das Kind beschäftigt ist, bleibt mehr Zeit für mich.
Beschäftigtes Kind bedeutet mehr Zeit für mich. 🙂

Ausserdem könnten wir am Morgen wie gewohnt liegen blieben, weil wir keine Lego-Schlitten und Kampfsterne zusammenbauen müssen.

Die Konsequenz wäre natürlich, dass er für die restlichen Tage keinen Adventskalender mehr hat. Das könnte natürlich auch wieder zu Trauer oder Wut führen, die ich dann wiederum begleiten darf.

Also, was tue ich?

Möglichkeit 1: Jeden Tag ein Türchen => Tradition

Möglichkeit 2: Kind entscheidet selber => Partizipation

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und den erlebten Gefühlen mit Adventskalender & Co. entscheide ich mich gegen Tradition und für Partizipation.

Ganz ehrlich; ich habe nicht die Kapazität (und auch nicht die Lust) Konflikte zu begleiten, hinter deren Wert ich nicht zu 100% stehen kann. Warum soll ich meinem Kind verbieten, die Türchen zu öffnen, wenn es mir doch eigentlich gar nicht wichtig ist?

Den (eventuellen) Konflikt über den Verlust des Adventskalenders, den kann ich andererseits aushalten. Denn Kind hat selbst entschieden und muss nun auch mit den Konsequenzen seines Handelns umgehen können. Dabei begleite ich ihn, nehme ihn und seine Gefühle wahr und unterstütze ihn. Was ich auf keinen Fall tun würde, ist, einen neuen Kalender anzuschaffen.

Wie viele Türchen des Adventskalenders darf ich heute öffnen?
Bei uns sind seit dem 2. Dezember bereits alle Türchen offen. Leiden wird darunter niemand.

Wertebewusstsein für mehr Leichtigkeit

Ich möchte dir an diesem Beispiel aufzeigen, wie wichtig es ist, sich seiner eigenen Werte bewusst zu sein. Es gibt keine falschen oder richtigen Werte. Es muss sich für dich stimmig anfühlen. Vielleicht hättest du jetzt eher die Tradition über die Partizipation gestellt? Auch gut. Wichtig ist, dass du hinter dem Wert stehen kannst und dies deinem Kind auch so kommunizierst.

Mit einem klaren Wertebewusstsein fällt es uns einfacher, mit schwierigen Situationen umzugehen und starke Gefühle auszuhalten.

Falls du noch mehr zum Thema “Wertebewusstsein” erfahren möchtest, dann empfehle ich dir diesen Artikel. Die Übung darin ist Teil meines Elternkurses. Der nächste findet am 2. & 16.03.24 in Rotkreuz ZG statt und ich würde mich freuen, dich dabei zu haben. Deinen Platz kannst du dir ganz einfach im Shop reservieren.

Wie hättest du in der Adventskalender-Situation reagiert? Hattet ihr das Thema auch zu Hause?

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Deine

Corina

Dir gefällt dieser Artikel? Magst du mich mit einem virtuellen Kaffee unterstützen, damit ich noch mehr solcher Blogposts schreiben kann? Ich würde mich sehr freuen.

Please follow and like us:

Corina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück nach oben