Alleine schlafen – Auszug aus dem Familienbett

Ziemlich genau vier Wochen sind nun seit dem Auszug vom Kind vergangen. Raus aus dem Familienbett und rein ins eigene Zimmer. Der Wunsch, alleine zu schlafen, kam von ihm. Und wir wollten ihm dabei natürlich nicht im Wege stehen.

Alleine schlafen – wer hätte damit gerechnet?

Das Familienbett war unsere Lösung, um überhaupt irgendwie ein wenig Schlaf zu finden. Kind war nämlich von Anfang an ein absoluter Schlecht-Schläfer. Dass er irgendwann einmal den Wunsch äußern würde, alleine schlafen zu wollen, daran hab ich schon fast nicht mehr geglaubt.

Nun war es soweit. Mit knapp vier Jahren fühlte er sich wohl bereit. Also machten wir uns auf zum Möbelriesen, kauften ein, schoben herum und hatten am Ende des Tages eine kleine Dino Höhle gezaubert. Kind war überaus stolz und freudig. Dies verstärkte natürlich mein Gefühl, dass nun der Zeitpunkt gekommen war.

Natürlich erhoffte ich mir, dass dieser Abschied ähnlich wie beim Schnuller ablaufen würde. Die erste Nach bescheiden, danach würde es ohne Probleme funktionieren.

Meine eigene Naivität – und die Rückkehr in die Realität

Ich mach es kurz. Dem war nicht so. Also die erste Nacht war genauso, wie ich es mir gedacht habe. Nur leider die darauffolgenden ebenso. Nacht für Nacht wachte er schreiend auf, brauchte eine Ewigkeit bis er wieder einschlief und war tagsüber alles andere als entspannt.

Währenddessen versuchte ich mich mit einer Überdosis Kaffee am Leben zu halten. Schlafentzug ist nicht ohne Grund eine Foltermethode. Der Brei in meinem Kopf, genannt Hirn, quoll mir schon fast aus den Ohren. Meine Freunde verstanden mich nicht. Warum holte ich ihn nicht einfach wieder zurück zu mir? Alles auf Anfang. Schliesslich hat dieser Weg funktioniert.

Kaffee hält mich am Leben. Der Auszug aus dem Familienbett ist anstrengend.
Die Kaffeemaschine lief die letzten Wochen heiss.

Vertrauen ist Arbeit

Es war eigentlich ganz einfach. Kind wollte nicht zurück. Er wollte in seinem Bett schlafen. Die ersten 2 Stunden zumindest. Es war sein Zimmer. Sein Reich. Sein Stolz. Und dies wollte ich ihm nicht nehmen. Stell dir vor, du beginnst mit etwas Neuem, ein neues Hobby zum Beispiel. Du hast es noch nie vorher gemacht, willst es aber von ganzem Herzen. Am Anfang klappt es nicht, weil du noch keine Übung hast. Aber du bist sicher, dass es irgendwann besser werden wird. Jetzt kommt aber genau in dieser Anfangsphase jemand dir sehr nahe stehendes und redet täglich auf dich ein, dass es nie klappen wird, dass du es doch besser sein lassen solltest und wieder zu deinen alten Tätigkeiten zurückkehrst, die du bereits beherrschst. Wie fühlst du dich dabei? Ich würde mich ehrlich gesagt ziemlich herabgesetzt fühlen. Mein Selbstvertrauen wäre wahrscheinlich in einem Loch.

Alleine schlafen heisst loslassen und Vertrauen.

Und genau deshalb möchte ich Kind nicht einfach zu uns ins Bett zurückholen. Ausser er fordert dies ausdrücklich. Schliesslich fühlte er sich bereit dazu, alleine zu schlafen. Halt einfach noch nicht die ganze Nacht. Also müssen wir als Eltern wohl akzeptieren, dass es im Moment ein wenig anstrengender ist. 

Und genau in dem Moment fing es an etwas leichter zu werden. Als ich begann zu akzeptieren. Mich drauf einstellen, dass die nächsten Wochen einfach anstrengend werden würden. Aber auch, dass wir danach wahrscheinlich Jahre der Ruhe haben werden (bis er ins Teenie-Alter kommt und sich versucht, nachts rauszuschleichen).

Wir machen kleine Schrittchen. Aber immerhin. Zuerst wartete Kind jeweils schreiend im Bett bis jemand kam. Danach kam die Renn-Schrei-Phase. Er kam schreiend ins Zimmer gerannt. Immerhin. Ich musste nicht mehr aufstehen.

Mittlerweile kommt er leise zu uns geschlichen. Krabbelt in die Mitte und schläft sogleich weiter. Mit diesem Zustand kann ich Leben. Manchmal wache ich schon gar nicht mehr auf. 🙂

Stück für Stück zum Alleine schlafen

In den letzten vier Wochen gab es auch bereits eine Nacht, die Kind komplett im eigenen Bett geschlafen hat. Das war für uns die wohl schlimmste. Wir sind abwechselnd alle 30 Minuten panisch aufgewacht. 🙂 das war der einzige Moment, in dem ich ernsthaft darüber nachdachte, Kind einfach zu mir ins Bett zu holen. 

Es gibt natürlich nicht den einen Weg ins eigene Zimmer. Die Schlafsituation ist etwas sehr persönliches und muss für jede Familie (und jedes Mitglied) stimmen. Trotzdem möchte ich dir ein paar Punkte aufzeigen, die uns beim Einzug ins eigene Zimmer geholfen haben.

  • Zeit geben

Den ersten Punkt finde ich gleichzeitig den wichtigsten. Abwarten, Zeit geben, bis das Kind soweit ist. Wie gesagt, bei uns hat es fast vier Jahre gedauert, bis der Wunsch das erste Mal geäußert wurde. Ich habe, ehrlich gesagt, viel später damit gerechnet. 

  • Kinderzimmer (mit-)einrichten

Bis zu dem Tag hatte Kind noch gar kein Schlafzimmer. Da für uns eh von Anfang an klar war, dass das Familienbett für uns die einzige Option war, haben wir das irgendwie verpasst. 
So war es für uns auch nur logisch, das Kind möglichst viel mitbestimmen darf. Wir haben zusammen eingekauft und alles eingerichtet. 
Auch wenn du schon ein komplettes Zimmer hast, würde es deinem Kind bestimmt einfacher fallen, wenn es ein wenig mitbestimmen darf. Ein neues Kuscheltier vielleicht, das mit ihm einzieht? Oder neue Bettwäsche mit dem Lieblingsmotiv? Vielleicht könntet ihr ja auch die Möbel gemeinsam umstellen, nach der Vorstellung des Kindes?

  • Akzeptanz,  auch wenn es schwer fällt

Wie gesagt, an dem Tag, als ich die Situation einfach akzeptierte, wurde es leichter. Vielleicht, weil ich meine innere Haltung änderte? Dies aufs Kind übertrug? Ich weiss es nicht, aber es funktionierte auf jeden Fall.
Ein Lehrer sagte einmal zu mir: es gibt jeweils drei Möglichkeiten, wie du mit einer  schwierigen Situation verfahren kannst. 

1. Ändere sie. 2. Akzeptiere sie. Oder 3. verlasse sie.
Diese „Weisheit“ hat mir schon in mehreren Momenten geholfen. Auch dieses Mal. 

  • Vertraue deinem Kind

Fühlt sich dein Kind bereit dazu, alleine zu schlafen, vertraue darauf, dass es wirklich so ist. Vielleicht fehlt ihm noch das letzte bisschen Nähe, dass es sich dann nachts holt. Aber grundsätzlich ist es bereit dazu. Also unterstütze es in seinem Vorhaben. Vertrauen ins Kind heisst für mich nämlich auch, das Kind darin zu bestärken, seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

Wie ist das bei euch? Eigenes Zimmer von Anfang an? Familienbett? Oder eine nächtliche Rückkehr, so wie im Moment bei uns? Ich freue mich auf deinen Kommentar. 

Deine

Corina

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Corina

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