Bedürfnisorientiert – Kind will seine Ruhe

Bedürfnisorientiert. Das habe ich mir ganz gross auf die Fahne geschrieben. Ich möchte, dass alle(!) Familienmitglieder ihre Bedürfnisse wahrnehmen und ausdrücken können. Das ist auch für uns Erwachsene nicht immer ganz einfach. Haben wir doch in unserer Kindheit oft die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich anzupassen als unser wahres Bedürfnis zu offenbaren. 

Nun gut, die Eltern arbeiten an sich. Und das Kind wächst damit auf. Ich versuche täglich, das Kind darin zu unterstützen, seine Gefühle zu benennen und seine Wünsche zu verbalisieren. Natürlich freue ich mich jedes mal, wenn dann Aussagen wie “Ach Mama, ich bin so traurig, weil…” oder “Mama, ich brauch jetzt Kuschel-Zeit.”

Neuerdings kommen auch oft Äusserungen wie “Ich geh in mein Zimmer. Ich möchte alleine sein”. Das Kind drückt sein Bedürfnis nach Ruhe aus. Das freut mich. Und dieses Bedürfnis zu stillen, möchte ich ihm natürlich auch ermöglichen, aber…

Bedürfnisorientiert im Alltag

“Wow, dein Kind kann sich echt toll abgrenzen und spüren”, sagt mir eine Freundin letztens. Die Jungs sind im Wohnzimmer am spielen. Wir sitzen in der Küche. Ich erzähle ihr gerade, wie gerne Kind in seinem neuen Zimmer ist (hier gibt es alles zum Auszug). Sie würde sich wünschen, ihr eigener Sohn könnte sich ein wenig mehr abgrenzen und spüren, wann er Ruhe braucht. Ja, ich finde das haben wir sehr gut hinbekommen. Ich will mir gerade auf die imaginäre Schulter klopfen, da höre ich, wie jemand die Treppe hochstampft. Türen knallen. Geheul.

Was ist da los? Mein Kind liegt auf seinem Bett. Er hat sich mit allen Kissen verbarrikadiert. Das andere Kind steht daneben und heult. Wir versuchen aus der Situation schlau zu werden. Streit? Kampf?

Wenn Kind sich verbarrikadiert, muss jemand vermitteln

Kind hat sich ein Kissen auf den Kopf gelegt und “versteckt”. Der Freund schluchzt etwas von nicht mehr spielen wollen. Ich ahne bereits was passiert ist.

Vor den Kopf gestossen – Mama muss vermitteln

Meinem Sohn ist es zu viel. Sein Bedürfnis nach Ruhe wurde soeben “aktiviert”. Und das setzt er nun durch. Koste es, was es wolle. Da werden Freunde stehen gelassen und das eigene Reich verteidigt. Ja, und plötzlich findet es unser Besuch gar nicht mehr so toll. Bedürfnisorientiert ist halt schon auch anstrengend. Manchmal vor allem für mich.

Die Gäste verstehen nicht, warum sich das Geburtstagskind plötzlich zurück zieht (von der eigenen Party). Erzieher finden es seltsam, dass ein Kind öfters “abhaut” (sich einen Raum sucht, wo er alleine sein kann). Und ich stehe dazwischen und versuche zu vermitteln, zu erklären. Erklären, dass es normal ist. Dass es sogar gut ist. 

Seine Ruhe haben zu wollen, finden die meisten Menschen gut / sinnvoll / wichtig. Das dann auch durchzusetzen, ist meist nicht so einfach. Oder hast du schon einmal Besuch hinausgeworfen, weil du jetzt genug hattest? Oder Verabredungen abgesagt, weil du lieber deine Ruhe wolltest? Mir fällt das total schwer. Eher mache ich gute Miene und zähle innerlich die Minuten oder greife zu einer Notlüge, um meine Mitmenschen nicht vor den Kopf zu stossen.

Tägliches Lernen – von & mit dem Kind

Dabei darf ich täglich von meinem Kind lernen. Es ist in Ordnung, seine Bedürfnisse zu kommunizieren. Schliesslich öffnet dies auch Türen für Kompromisse.

Du möchtest jetzt nicht mehr mit deinem Freund spielen? Wie wäre es dann, wenn wir uns alle zusammen hinlegen und ein Buch anschauen? Etwas Kneten, etc.? Oder ich spiele ein Weilchen mit dem anderen Kind. Dies gibt mir die Möglichkeit, es ebenfalls besser kennen zu lernen, Neues zu lernen. Bis mein Sohn von seiner Pause zurückkommt…

Wie ist es bei dir? Hat dein Kind auch so ein grosses Bedürfnis nach Ruhe und dem Allein-sein? Oder ist es eher umgekehrt? Wie äußert es seine Bedürfnisse? Kann es sich leicht abgrenzen? Schreib mir gerne einen Kommentar dazu. Oder auch eine Mail, wenn du noch mehr Fragen zum Thema “bedürfnisorientiert” hast.

Deine

Corina

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Corina

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