Nuggi weg – ein Abschied ohne Drama

Es war einmal ein kalter und verregnete Sonntag. Wir spielten Badi, schwammen fröhlich durchs Schlafzimmer und kauften uns im Badezimmer-Kiosk ein leckeres Schoko-Eis.

Plötzlich kommt Rabauke mit der Idee des Jahres: er brauche jetzt keinen Nuggi mehr. Ich dachte, es gehört zum Spiel und fand das eine tolle Idee. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das sein Ernst ist (ja, ich weiss, Kind ernst nehmen und so, aber ehrlich, hättet ihr es eurem Kind geglaubt? Einfach so, ohne irgendwelche Vorzeichen, den geliebten Schnuller aufgeben?).

Die nächsten Tage war die Nuggi-Abgabe kein Thema mehr. Bis zu diesem magischen Mittwoch. Wir statteten dem Tierpark einen Besuch ab. Der Rundgang führt dabei fast unweigerlich am Nuggi-Baum vorbei und ja, natürlich hatte ich einen Nuggi dabei, man weiss ja nie.

Papi hängt den Nuggi an einem schönen Plätzchen auf.

Wir stehen also vor dem Baum und Mann fragt Rabauke ob er nun bereit wäre, den Nuggi abzugeben. Er bejahte voller Enthusiasmus. Ich erklärte ihm noch einmal (also eigentlich etwa fünfmal), dass, wenn wir den Nuggi jetzt aufhängen, er dann weg ist und mit ihm alle anderen zu Hause verschwinden. Und ob er denn wirklich sicher sei, dass er das möchte? (Nein, ICH war mir überhaupt nicht sicher, ob ich das möchte. Nein, ICH war noch nicht bereit, den Nuggi abzugeben). Rabauke bejahte alle meine Fragen mit einem inbrünstigen ja und Papa half ihm ein schönes Plätzchen auszusuchen.

Ich schoss währenddessen Fotos (und weinte innerlich ein wenig um mein Baby).

Nuggi weg – und dann?

So, Nuggi war weg, Kind happy, Papi stolz und Mami im Gefühlschaos. Nervös, wie die Nacht wohl wird, glücklich, traurig und ein wenig wehmütig, weil ich mir einmal mehr eingestehen muss, dass Baby einfach kein Baby mehr ist.

Jetzt wisst ihr, wie es zum Abschied gekommen ist, aber eigentlich möchtet ihr ja wissen, was danach passiert ist, oder? Also gut, ich will euch nicht länger auf die Folter spannen.

Am ersten Abend war Rabauke kaputt und todmüde. Wir gingen zusammen ins Bett und er fing an zu weinen und wollte seinen Nuggi. Papi hat es keine Minute ausgehalten und ging in die Küche, um die versteckten Nuggis zu suchen. Ich habe Rabauke beruhigt und ihm erklärt, dass er den Nuggi jetzt im Tierpark gelassen hat. Nach 3 Minuten ist er eingeschlafen. Und jetzt kommt die Überraschung: er hat die ganze Nacht durchgeschlafen!! Wer mich schon ein wenig länger liest, weiss, dass das nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist (unser Wundermittel gegen schlaflose Nächte findest du übrigens hier).

Am nächsten Abend war ich wieder ziemlich nervös. Papa gar ängstlich. Ich habe ihn von vornherein von der Schlafbegleitung entbunden. 😉

Der Nuggi hängt jetzt am Nuggi-Baum.

Rabauke und ich lagen also zusammen im Bett und ich erwartete schon fast Tränen. Anstelle dessen schaut er mich mit seinen dunklen Augen an und sagt: “Mama, mein Nuggi schläft jetzt auch, oder? Im Tierpark?” Ich bejahte seine Fragen, er dreht sich um und schläft ein. Eine weitere, durchgeschlafene Nacht. So ging das ganze 7 Nächte lang (nicht, dass ich sie gezählt hätte, also mol, eigentlich scho!) Das gab es noch NIE(!) in den letzten 3 Jahren!! 

Heute, zwei Wochen später, ist der Nuggi ab und zu noch ein Thema. Jedoch mehr um zu sagen, dass er jetzt gross ist und nicht, weil er ihn haben möchte.

Und wie geht’s der Mama?

Bei mir ist der Nuggi Dauerthema! Ich erzähle es JEDEM! Ob er will oder nicht. Meiner Chefin, meiner Familie, meiner Insta-Community, ja sogar der Kassiererin im Supermarkt. Ich platze fast vor Stolz auf mein kleines Baby (das ja jetzt keines mehr ist). Nicht nur, weil er so gut ohne Nuggi klarkommt. Mehr noch, er kann seine Bedürfnisse wahrnehmen und ausdrücken (ihr merkt, ich bin wahnsinnig stolz! Hab ich das schon einmal erwähnt?).

Ich war anfangs wirklich skeptisch, ob er den Nuggi-Verzicht durchzieht. Gerade ich, die doch so oft schon Eltern dazu aufgerufen hat, ihren Kindern zu Vertrauen und dass diese am Besten wissen, was sie wann brauchen, können, wollen, etc. Ich durfte wieder einmal mehr erleben, dass es eben wirklich stimmt und wir uns grundsätzlich nicht sorgen müssen. Ein Kind WILL schnullerfrei, windelfrei, etc. werden. Aber eben nicht, wann es uns passt, sondern wenn es bereit dazu ist.

Nun bin ich gespannt, wann die Zeit ohne Windel anbricht. Gespannt, entsannt und voller Vertrauen.

Wie ist es bei dir? Hat dein Kind den Nuggi bereits abgegeben oder wartet ihr noch auf die passende Gelegenheit? Ich freue mich auf deine Rückmeldung.

Deine

Corina

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Corina

9 Gedanken zu „Nuggi weg – ein Abschied ohne Drama

  1. Liebe Corina,
    Dein Schreibstil ist herrlich erfrischend und so musste ich öfter einmal schmunzeln. Bei einem Thema, was mir durch meine jüngere Schwester sehr vertraut ist. Diesen Baum finde ich symbolisch aber eine schöne Idee. Bei uns in der Nähe gibt es einen Baum, da schmeißen Sportler, wenn diese ihren Verein verlassen, ihre zusammengeknoteten Sportschuhe darauf.
    Herzliche Grüße
    Vivienne

    1. Oh vielen lieben Dank.
      Das mit den Sportschuhen finde ich auch eine gute Idee. Ich werde das bei Gelegenheit dem Tierpark vorbringen. 🙂 Vielleicht könnten sie noch einen zweiten Baum “entbehren”. 🙂 🙂
      Herzliche Grüsse zurück

  2. Liebe Corina
    So schön zu lesen, wie toll es bei euch geklappt hat. Ich bin schon ein paar mal an diesem Baum vorbei gelaufen, finde das ein tolles Ritual welches ich mir gerne merke. Bei uns steht das Thema irgendwann auch mal im Raum.

    Gruss
    Barbara

  3. Ein Nucki-Baum! Was für eine geniale Idee!!
    Es ist verblüffend, wie tapfer die Kleinen manchmal sind – während die Mama mit den Tränen kämpft! Ich kenn dass zu gut!
    Liebe Grüße aus dem Mausloch!
    Sabine

  4. Liebe Corina,
    wie schön, dass es bei Euch so reibungslos geklappt hat. Und toll, wenn solche Bäume den Kleinen helfen können. Habe schon oft mitbekommen, dass Familien arg zu kämpfen hatten. Eine Alternative ist es, einfach erst gar keine Schnuller zu benutzen. 🙂 Ist aber bestimmt nicht für jedes Kind machbar. Kenne einige, die das so praktiziert haben.
    Liebe Grüße,
    Simone

    1. Stimmt, das war eigentlich anfangs meine Idee. Schnullerfrei. Nach einem halben Jahr ohne Schlaf dachte ich mir, dass dieses Ding vielleicht helfen würde. Naja, nicht wirklich… aber der Schnuller war da schon angewöhnt. 🙂
      Liebe Grüsse und einen guten Start in die Woche.

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