Wir sitzen im Wohnzimmer, während Kind die Charakteren fürs Superhelden-Rollenspiel verteilt. Er selbst ist natürlich Spiderman. Papi bekommt die Unzerstörbarkeit von Iron Man, während ich gespannt warte. Welche Superheldin wird es wohl?
Vielleicht die Agentin Black Widow? Oder die Amazone Wonder Woman?
Superheldin undercover
„Mami, und du bist, äähm, Mami!“ rückt Kind endlich raus.
„Hä? Ich bin Superheldin Mami, oder wie?“
Ich dachte, vielleicht kommen dem Kind gerade keine Superheldinnen in den Sinn. Wäre ja nicht verwunderlich, in dieser Männerdomäne. Ich schlage ihm also ein paar vor. Wie wäre es mit Aquagirl, Catwoman oder Supergirl? Kind verneint. Ich bin Mama, er ist Spiderman und Papi Iron Man. Ende der Diskussion.
Ich spiele meine Rolle so gut ich kann. Ich mache, was ich eigentlich immer tue, koche, putze, warte auf meine Jungs, während sie gegen gefährliche Roboter kämpfen und die Welt retten.
Ein bisschen enttäuscht bin ich schon.
Warum darf ich keine Superheldin sein?
Bin ich nicht genau so stark wie Hulk? Oder wie sonst könnte ich 3 Taschen Spielzeug, 20 Kuscheltiere, 2 volle Einkaufstüten und das müde Kind die Treppe hinaufschaffen?
Und was ist mit meinen Spinnenreflexen, die spüren, wenn gleich etwas oder jemand fällt und blitzschnell reagieren? So manches Glas, das zu nah am Abgrund stand, verdankt mir sein Weiterleben.
Was ist mit meiner Flash-Geschwindigkeit, die es mir erlaubt, morgens 10 Minuten länger zu schlafen, aber trotzdem rechtzeitig bei der Arbeit zu erscheinen? Mit Kind wohlgemerkt (das zwar immer noch im Schlafanzug steckt und nicht gefrühstückt hat, aber hey, wir sind da.)
Vier Helden – ein Körper
Bereits während der Schwangerschaft hatte ich Kontakt mit einigen, in mir schlummernden Superhelden, nämlich den Fantastic Four. Einen dehnbaren Körper, wie der von Mr. Fantastic, in Flammen aufgehen wie Human Torch (hallo Geburt), sich unsichtbar machen wie Invisble Woman (meine Füsse waren es zumindest eine lange Zeit) und die extreme Kraft im versteinerten Körper wie The Thing (nochmal Hallo Gebuuuurt).
Nachdem das Kind auf der Welt war, machte ich schnell Bekanntschaft mit einem weiteren Helden und seiner Superkraft: Superman und sein Supergehör. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass Mamis das Weinen des eigenen Kindes aus 100 anderen heraushören? Das kann nur eine Superheldin sein.
Ausserdem verfügt mein Körper über Selbstheilungskräfte, wie sie sonst nur Anti-Venom besitzt. Ich kann plötzlich andere Menschen heilen (oder dem Kind mitten in der Nacht Algifor einflössen) und erkenne fast jede Krankheit (vor allem die, die am besten mit PEZ-Tabletten geheilt werden).
Vielseitige Superheldin
In mir schlummert aber noch viel mehr. Superkräfte, die weder Marvel-, noch DC-Helden besitzen.
Da wären z.B.:
- Ich trinke kalten Kaffee, ohne das Gesicht zu verziehen.
- Ich höre die gleiche Tonie-Geschichte zum 1000 mal, ohne in hysterisches Geschrei auszubrechen.
- Ich schaue mir seit einem halben Jahr das selbe Bilderbuch an, ohne dem Drang, die Seiten aufzufressen, nachzugeben.
- Ich schaffe es, bei der Einschlafbegleitung nicht einzuschlafen (okay, naja, ab und zu wenigstens).
Aber die beste Kraft von allen, ist…
Ich habe einen wunderbaren, kleinen Menschen erschaffen.
Kind hat recht. Ich bin kein Supergirl und auch keine Wonder Woman. Ich bin etwas viel besseres: SUPERHELDIN MAMA!!
Danke Kind, dass du mir diese Rolle zugeteilt hast. Unser Start war bestimmt alles andere als einfach (mehr dazu gibt’s hier), aber ich bin froh, deine Superheldin sein zu dürfen.
Welche Superkräfte würdest du noch ergänzen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Deine
Corina
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