Letzte Woche erreichte mich eine Frage einer ganz lieben Mama. Sie schrieb mir:
„Danke für deine Artikel & Anregungen. Aber sag mal, wirst du eigentlich nie laut?“
Ich? Nein, auf keinen Fall. Ich bin täglich die Ruhe selbst. (Ironie off)
Das Leben ist laut und wild
Bei uns wird geliebt, gelacht, geweint. Es ist wild und laut. Das Leben halt.
Und ja, es kommt vor, dass ich laut werde, schimpfe und schreie. Die Auslöser sind oft Überforderung, Frustration und Stress gepaart mit einer grossen Portion Müdigkeit.
Das soll jetzt keine Entschuldigung dafür sein. Denn es ist nicht okay, sein Kind anzuschreien (das gilt übrigens auch für Mitarbeiter, Hunde und Ehemänner).
Doch ich arbeite daran. Es ist mir bewusst, ich reflektiere solche Situationen regelmäßig und ich freue mich jedes mal, wenn ich es schaffe, erst durchzuatmen, bevor ich überhaupt etwas sage.
Denn genau diese 3 Sekunden helfen mir einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation zu betrachten. Ist es wirklich so schlimm? Was würde jetzt passieren, wenn ich anfange zu schreien? Und was geschieht, wenn ich es nicht tue?
Die Schimpf-Alternativen
Meistens geht es um Situationen, in denen etwas herunter gefallen, kaputt gemacht oder ausgeschüttet wurde, die mich einfach unglaublich wütend machen (oder wohl eher frustrieren). Ich habe keine Lust schon wieder zu putzen!!
Nun hat mich aber das Leben aber gelernt, dass sich keine der Situationen verbessert, wenn ich laut werde und vor mich hin schimpfe. Aber was hilft dann?
- Ich versuche von vornherein Situationen zu vermeiden, die mich laut werden lassen.
Ich hasse es z.B. wenn mein Kind nach dem Spielplatz seine dreckigen Hände an den weißen Wohnungswänden putzt? Dann deponiere ich einen Waschlappen gleich neben der Haustür oder begleite ihn ins Badezimmer zum Hände waschen, bevor er überhaupt auf irgend eine andere Idee kommt. 😉 oder mich macht es rasend, wenn er mit seinen Sandschuhen in der ganzen Wohnung herumläuft? Seit wir sie vor der Haustür ausziehen, haben wir das Problem gelöst (bei Papa arbeiten wir noch dran 😉 ). Explosive Situationen zu erkennen und von Anfang an zu entschärfen, helfen mir ruhig durch den Alltagswahnsinn mit einem Dreijährigen zu kommen.
- Die Situation liess sich nicht vorher entschärfen. Die Bombe explodiert gleich.
Doch was, wenn die Situation unvorhergesehen kommt und ich keine Alternative vorbereiten konnte? Zum Beispiel, wenn du siehst wie dein Kind mit der Klopapierrolle das Sofa dekoriert, die Wände bemalt oder mit der Erde deiner Zimmerpflanze spielt. Atmen, atmen, atmen!!! Und dann schau dir das Ganze mit ein wenig Distanz an. Versuche, die Idee oder das Bedürfnis hinter der Handlung zu erkennen. Hatte es kein Papier mehr zum malen oder dein Kind konnte nicht raus, um im Sandkasten zu spielen? Meist erklärt mir mein Kind auch bereitwillig, was es da genau macht und vor allem warum. Und das mit grosser Freude.
Lohnt es sich jetzt, laut zu werden und mit dem Kind zu schimpfen? Oder können wir eine geeignete Alternative für sein Spiel finden? Zusammen aufräumen / putzen? Wenn ich so bewusst darüber nachdenke, beantworte ich die erste Frage immer mit Nein. Ich versuche ihm aber zu erklären, warum ich von seiner Idee nicht unbedingt begeistert bin.
Denn Kinder dürfen auch spüren, dass wir mit ihrem Handeln nicht einverstanden sind. Kinder dürfen auch sehen, dass wir einmal überfordert sind, dass wir nicht weiter wissen. Kinder müssen verschiedenste Emotionen kennen lernen um selber zu einem empathischen Menschen heranzuwachsen.
Sich entschuldigen
Ich versuche, meine Gefühle anders zum Ausdruck zu bringen, mich zu reflektieren, die Bedürfnisse meines Kindes wahrzunehmen und trotz all meinem Bemühen passiert es mir immer wieder. Ich werde laut, ich schimpfe, ich schreie. Das kommt vor. Deshalb bin ich keine schlechte Mutter. Ich entschuldige mich bei meinem Kind, aufrichtig, und mein Kind verzeiht mir (wie das mit dem Trösten am besten funktioniert, liest du übrigens hier).
Auch du bist eine gute Mutter. Und auch dein Kind wird dir verzeihen, wenn dir der Kragen platzt.
Denn das ist das Leben. Wild und laut.
Wie gehst du mit herausfordernden Situationen um? Und was ist es bei dir, dass dich so richtig auf die Palme bringen kann? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Deine
Corina
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Ein Gedanke zu ”Laut werden – Alternativen zum Schimpfen“