Medienzeit – so machst du es als Eltern richtig

Wie lange darf mein Kind eigentlich täglich vor die Glotze, am Tablet hängen oder sonst wie digitale Medien nutzen? Eine Frage, die sich wahrscheinlich viele Eltern hin und wieder einmal stellen. Fragt man Dr. Google, spuckt der gleich haufenweise Empfehlungen heraus. Bei Pro Juventute zum Beispiel heisst es, dass Kindergartenkinder und Schüler zwischen 4 und 8 Jahren maximal 30-60 Minuten pro Tag konsumieren sollten. Also voll easy. Nach einer halben Stunde Medienzeit ist Schluss. Stecker raus und zurück in die reale Welt. Wenn es doch nur so einfach wäre…

Medienzeit beschränken & durchsetzen

Aber das ist das Leben mit Kind ja eben nicht immer, gäll. Deshalb möchte ich dir heute mal wieder einen Einblick in unseren Alltag und die Medien-Handhabung geben.

Hand aufs Herz, wer kennt es auch? Da ist ausgemacht, dass Kind eine halbe Stunde TV schauen darf und danach ausgeschaltet wird. Kind ist einverstanden damit. Alle glücklich. Bis die Zeit um ist. Jetzt wird gebettelt, gefleht und gegebenenfalls auch getobt. Denn die Sendung ist noch nicht zu Ende, die Zeit war zu kurz, oder, oder, oder…

Ich verstehe die Trauer und die Wut des Kindes und an guten Tagen kann ich diese liebevoll begleiten, mein Kind trösten und Alternativen zu den digitalen Medien anbieten. Nach dem (bei uns meistens mittelschweren bis apokalyptischen) Wutausbruch gebe ich mir ein imaginäres High Five oder klopfe mir auch schon einmal auf die Schulter. Ich hab’s halt einfach drauf, mit Medien und Erziehung und sowieso. Ist ja alles gar nicht so schwer.

Die Medienzeit darf auch einmal etwas verlängert werden.

Neue Erkenntnisse einer alles andere als schlechten Mutter

Und dann gibt es da noch diese anderen Tage. An denen ich weder Lust habe zu streiten noch die Energie für grossartige Begleitung. Eigentlich möchte ich mich selber ganz gerne auf dem Sofa zusammenrollen und mich von einer nicht allzu anspruchsvollen Serie berieseln lassen. Und was macht dann die Mutter des Jahres? Entweder schaltet sie von Anfang an den Film an, der 2h-Spieldauer anzeigt. Oder sie tut so, als ob sie nicht merkt, dass Kinds Sendung zu Ende ist und die neue bereits begonnen hat.

Dass das so in keinem Buch steht und auch nicht unbedingt wahnsinnig pädagogisch wertvoll ist, ist mir durchaus bewusst. Und weisst du was? Das ist mir an diesen besagten Tagen sowas von Wurscht, weil…

a. ) der Tag nicht besser wird, wenn ich mich zwar durchsetze, was die Medienzeit anbelangt. Danach aber keine Energie habe, etwas mit meinem Kind zu spielen, unternehmen, etc. Dann hocken wir beide gefrustet zu Hause und streiten wegen jeder Kleinigkeit.

b. ) es einfach auch mal Tage geben darf, an denen die Medienzeit komplett ausgereizt wird. Weil ich eben auch ein Mensch mit Bedürfnissen bin und mein Energiespeicher nicht immer gleich voll ist bzw. manchmal ganz schön leer sein kann. Sorry not sorry.

c. ) es Tage gibt, an denen ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als mit meinem Kind im Bett zu liegen, zu kuscheln und einen Film zu schauen (gerade bei dem Mist-Wetter, das wir vor Kurzem hatten).

Gelassenheit im Umgang mit Medien

Verstehst du, auf was ich hinaus möchte? Die Empfehlungen von Pro Juventute und Co. sind durchaus sinnvoll und helfen, in etwa eine Vorstellung davon zu entwickeln, was in welchem Alter ungefähr angemessen ist. Aber es sind Empfehlungen!

Dein Kind darf auch einmal ohne dich fernsehen.

Du bist keine schlechtere Mutter, wenn du zusammen mit deinem Kind einen verregneten Nachmittag vor der Glotze verbringst. Und es ist auch okay, wenn du den Nachwuchs mal kurz im Wohnzimmer vor den TV parkst, um einen Moment für dich zu haben. Denn dieser Moment gibt dir die Kraft, die du für den Rest des Tages oder sogar die Woche brauchst. Dieser Nachmittag ist es vielleicht, der dir die Energie gibt, um deinem Kind wieder mit der Liebe und Geduld zu begegnen, die es braucht und verdient hat.

Deshalb plädiere ich dafür, dass zwei Dinge viel wichtiger als die effektive Medienzeit ist. Nämlich, was wir mit dem Rest des Tages anfangen. Begegnen wir dem Kind auf Augenhöhe? Mit Liebe? Gelassenheit? Nehmen wir seine Bedürfnisse wahr? Und was das Kind schauen darf. Sind es Sendungen, die dem Alter entsprechen? Lernt das Kind vielleicht sogar was dabei?

Dann war die Fernseh-Pause genau richtig und es spielt keine Rolle, ob es jetzt 30 oder 60 Minuten waren.

Am Ende gibt es nämlich auch ganz viele Tage, an denen entweder das Bedürfnis für digitale Medien fehlt oder schlichtweg keine Zeit dafür ist. Da wecke ich das Kind ja auch nicht eine Stunde früher, damit es noch zu seiner Dosis TV kommt. 🙂

Wie handhabst du die Medienzeit in deiner Familie? Oder hast du noch Fragen zum Thema? Ich freue mich auf deinen Kommentar. Oder vielleicht interessierst du dich für einen meiner Workshops? Dann schau doch einmal hier vorbei.

Deine

Corina

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Corina

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