Wut als Wegweiser – was sie uns eigentlich sagen will

Jeder Mensch wird manchmal wütend. Wut ist ein starkes Gefühl. Es hilft uns, unsere Grenzen zu wahren, wenn wir sie bewusst spüren oder verleitet uns dazu, unüberlegt zu handeln. Doch was steckt wirklich hinter der Wut?

Dieser Frage möchte ich heute auf den Grund gehen, denn ich habe da so eine Theorie.

Aber bevor ich anfange: Wut als Gefühl ist, wie jedes andere, erlaubt. Mir geht es nicht darum, hier jemandem seine Wut abzusprechen. Wut ist wichtig und richtig!

Explosion im Einkaufscenter

Stell dir einmal die Situation vor, in der du zum letzten Mal richtig wütend wurdest.

Bei mir war es vor wenigen Wochen im Einkaufscenter. Ich wollte noch kurz einige Besorgungen machen mit dem Kind. Es hatte unglaublich viele Leute und das, was ich eigentlich brauchte, war nicht da. Die Kombination aus dem Menschen-Gewusel, dem Kind, das nicht kooperieren wollte und dem fehlenden Angebot forderte seinen Tribut.

Als wir auf dem Weg zurück zum Auto waren, fiel mir auf, dass Kind seine Mütze nicht mehr trug. Das war zu viel. Ich explodierte. Im Einkaufscenter. Auf der Rolltreppe. Die Wut entlud sich in einer Schimpftirade über die verschwundene Kappe (übrigens die dritte innerhalb einer Woche), die fehlenden Sachen im Supermarkt, und überhaupt, die komplett ungerechte Welt heutzutage. Ich bildete mir sogar ein, einige Mitmenschen nickten mir verschwörerisch zu.

Ein Wutanfall vom Feinsten, der sich hier vor aller Augen abspielte. Doch war es wirklich die Wut, die mich da so beherrschte?

Meine Wut-These

Auf den ersten Blick ganz bestimmt. Ich war wütend. Obwohl, tierisch sauer trifft es wahrscheinlich schon eher.

Auf den zweiten Blick wird mir jedoch klar, dass die Wut nur die Spitze des Eisberges war. Die Wut war das Endprodukt aller vorangegangen Gefühle, die ich versucht habe zu ignorieren. Da war einerseits das Gefühl der absoluten Überforderung (hochsensibel im Supermarkt mit Kind, kurz vor Weihnachten, au scho schläueri Idee gha, Muetter!), dann der Frust über das Nicht-Vorhandensein meines Wunschproduktes und der Stress über die verlorene Mütze.

All diese ignorierten Gefühle gipfelten in einem Wutanfall.

Hinter unserer Wut steckt so viel mehr. Erkennst du die Gefühle?
Hinter unserer Wut steckt so viel mehr.

Und das bringt mich wiederum zu meiner Theorie. Kann es vielleicht sein, dass die Wut zwar da ist, aber eigentlich bloss dazu dient, uns auf all die anderen, nicht gefühlten Emotionen aufmerksam zu machen? Denn wenn ich meinen Stress und meine Überforderung wahrgenommen hätte, ihnen Raum gegeben hätte, wäre es wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen, oder?

Eine gewagte These, ich weiss. 🙂 Doch lass sie uns ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.

Gefühls-Bewusstsein für mehr Leichtigkeit

Eine andere Situation, die mich unglaublich sauer macht, ist, wenn das Kind ohne Erlaubnis das Fenster öffnet. Aber nicht, wegen dem offenen Fenster per se. Es ist die Angst, dass das Kind hinunterfallen könnte, die mich so hässig macht.

Also wieder die Wut als Wegweiser für ein tiefer liegendes Gefühl.

Schön und gut, denkst du dir jetzt vielleicht, aber was soll mir das bringen? Die Wut ist ja da. Ob jetzt da noch ein anderes Gefühl dahinter steckt oder nicht. Das macht mich ja nicht weniger wütend.

Naja, irgendwann eben schon. Wenn du die Wut als solches akzeptierst, was sie ist, nämlich ein Indikator für ein nicht-beachtetes Gefühl, dann fällt es dir leichter, wieder aus ihr herauszufinden bzw. hinzuschauen, bevor sich die Wut in einer Explosion entladen kann.

Dieses Bewusstsein hilft nicht nur uns dabei, ruhiger und gelassener durchs Leben zu gehen. Es ermöglicht uns auch, unsere Kinder auf eine andere Art durch die Wut zu begleiten. Wir können ihnen dadurch helfen, einen noch besseren Zugang zu ihren Gefühlen zu bekommen und diese wahrzunehmen.

Es hilft uns, zu einem leichteren und gelasseneren Familienalltag zu finden und stärkt die Beziehung untereinander.

Denn alle Gefühle dürfen sein. Und wollen gefühlt werden.

Wut verstehen & begleiten

Damit du deine Wut besser verstehen und somit auch deine Kinder unterstützen und begleiten kannst, habe ich ein Arbeitsblatt für dich. Es soll dir helfen, herauszufinden, welche Gefühle hinter der Wut stecken und woher sie kommen.

Wut als Weg-

weiser

Hol dir jetzt das Arbeitsblatt & erkenne die Gefühle hinter deiner Wut.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Und falls du noch mehr zum Umgang mit schwierigen Gefühlen und Situationen erfahren möchtest, dann lade ich dich herzlich ein, an meinem nächsten Elternkurs teilzunehmen. Alle Infos, Daten und Zeiten findest du hier.

Was denkst du zu diesem Thema? Wie gehst du mit Wut um? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Deine

Corina

Dir gefällt dieser Artikel? Magst du mich mit einem virtuellen Kaffee unterstützen, damit ich noch mehr solcher Blogposts schreiben kann? Ich würde mich sehr freuen.

Please follow and like us:

Corina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück nach oben