Süssigkeiten – freier Zugang für Kinder

Kinder sind von Natur aus Schleckmäuler und würden den ganzen Tag nur Süssigkeiten essen, wenn wir sie lassen würden. Doch stimmt das wirklich?

In meiner Arbeit in der Kita erlebe ich es oft, dass Eltern sehr viel wert darauf legen, dass ihre Kinder nur wenig bis gar keine Süssigkeiten bekommen. Die Meinung, dass Kinder sich von nichts anderem ernähren würden als Schoggi & Co., wenn wir sie nur liessen, ist nach wie vor vielerorts vertreten.

Ich möchte heute gerne mit diesem Vorurteil aufräumen und dir einen Einblick in unsere Süssigkeiten-Praxis geben. Denn bei uns herrscht die Regel: es gibt keine Regel. Süsses steht zur freien Verfügung. Es darf, genau so wie Obst und Gemüse, genommen werden, wann immer einen die Lust darauf überkommt.

Süssigkeiten ohne Regeln

Vielleicht bist du jetzt erstaunt oder gar schockiert, dass wir einen freien Zuckerzugang leben. Doch, um das Wichtigste gleich vorneweg zu nehmen, es funktioniert. Es funktioniert sogar so gut, dass die Schokolade im Adventskalender bis Ende Februar vergessen wurde. 🙂

Wahrscheinlich hast du selbst schon die Erfahrung gemacht, dass, je mehr etwas verboten ist, umso spannender wird es. Ich erlebte das bei jeder Diät. Umso mehr ich mir die ach-so-fiesen Kohlehydrate verbot, umso unbändiger wurde meine Lust auf Pasta und Brot. Kommt dir bekannt vor? Tja, unseren Kindern geht es da nicht viel anders.

Die magische Schale

Bei mir zu Hause haben die Kinder freien und uneingeschränkten Zugang zu Süssigkeiten.

Eine Zeit lang stand auf unserem Sofatisch eine Schale mit Zältli, Schöggeli, etc. Alles, was sich halt so von Geburtstagen und Fasnachtsumzügen sammelt. In der Hoffnung, dass der Mann abends mal Lust drauf bekommt und die wegfuttert, hab ich sie gut sichtbar im Wohnzimmer platziert.

Weggefuttert wurden sie. Allerdings weder vom Mann noch vom Kind. Es waren die Besuchskinder, die sich jeweils auf besagte Schale stürzten. Sehr zur Unfreude ihrer Mütter. Mittlerweile ist sie wieder weg, ich will ja ein paar Freundinnen behalten. 🙂

Aber es hat mir gezeigt, dass Kinder, welche von zu Hause aus reglementiert werden, sich viel weniger spüren, wenn sie dann einmal freien Zugang haben.

Ein anderes Kind hat sich jeweils mit Sohnemann unter dem Tisch versteckt, um Gummibärchen zu mampfen. Sohn fand das ein lustiges Spiel, hat aber nicht verstanden, warum er sich vor mir verstecken muss, um Süssigkeiten zu essen.

Mehr Gelassenheit dank Vertrauen

Ich selbst hatte als Kind ebenfalls freien Zugang zu Süssem. Und auch bei uns wurde nicht mehr genascht als anderswo. Weder ich noch meine Geschwister sind grosse Naschkatzen geworden. Zyklusbedingt einmal im Monat, ein kleines Stück Schokolade reicht mir vollkommen.

Wenn wir unseren Kindern den freien Zugang zu Süssigkeiten gewähren, heisst das nicht, dass wir sie in abhängige Zucker-Zombies verwandeln. Wir helfen ihnen, einen gesunden Umgang zu erlernen. Da ist vielleicht auch einmal ein Zuviel dabei (Kind isst z.B. keine Maltesers mehr, weil ehm ja, du kannst dir vielleicht vorstellen warum), das wird dein Kind aber nicht umbringen. Es lernt seine Grenzen kennen und wird beim nächsten Mal bestimmt vorher stoppen. Dein Kind lernt, sich selbst, seinen Gefühlen und seinem Körper zu vertrauen. Und dass du dies auch tust. Dass du ihn als kompetenten Menschen wahrnimmst, der eigene Bedürfnisse hat und eigene Entscheidungen treffen darf.

Ich glaube sogar, wenn wir allen Kindern die Kompetenz der freien Essenswahl gewähren würden (sofern das Angebot einer ausgewogenen Ernährung besteht, siehe dazu auch meinen früheren Artikel „muss mein Kind probieren“), könnten wir Essstörungen vorbeugen.

Und jedes Verbot, dass wir hinterfragen und vielleicht sogar verabschieden, kommen wir einem gelassenen (Familien-)Alltag ein Stückchen näher. Denn umso weniger Regeln mein Kind brechen könnte, umso weniger muss ich kontrollieren, ob auch alles eingehalten wird. Das nimmt mir Stress und Druck und gibt mir mehr freie Zeit für wirklich wichtige Dinge.

Der Mama-Alltag wird gelassener, wenn wir unnötige Verbote und Regeln abschaffen.

Also, lehn dich zurück, geniess deinen Kaffee (und vielleicht ein Stück Kuchen dazu 😉 ) und vertraue deinem Kind.

Was denkst du zum Thema „Süssigkeiten“? Wie handhabt ihr es bei euch zu Hause? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Deine

Corina

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Corina

4 Gedanken zu „Süssigkeiten – freier Zugang für Kinder

  1. Hallöchen, bei uns ist voll der Krampf mit den Süssigkeiten…deswegen habe ich genau diesen Beitrag gesucht, um wieder einmal genau diese Lösung in Betracht zu ziehen 🧡🌱Johanna und Luisa 2,5 Jahre; direkt morgens nach Hafermilch mit Wasser eine Minipackung Süsses. Dann erstmal nichts oder zwei Kaugummis. Ich backe ihr auch hin und wieder was, halt nach meiner art 🙈Und Obst, was das einzige Süsse ist, was ich noch esse an süssem, außer mal schwarze Schoki und getrocknete Früchte. Und dann gibt es die seltenen Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Mir persönlich schon zu viel ☺️
    Wenn ich hier eine Schale Süssigkeiten direkt hinstelle….wahrscheinlich werden sie nur nach mir rufen 🤣🤣
    Toller Beitrag, danke!

  2. Ich kann dir nur zustimmen. Ich hatte früher zu Hause auch nur begrenzten Zugang zu Süssem. Außer bei meiner Oma, wo ich die meisten Nachmittage verbacht habe, bis meine Eltern von der Arbeit kamen. Dort habe ich nie viel genascht und auch nicht mehr als 1/2 Nutella Toast gegessen. Zu Hause war das ganz anders. Als ich dann älter wurde und selber süßes kaufen konnte, gab es kein halten mehr. Bis heute kann ich mir süßes nicht einteilen. Nichts zu Hause zu haben ist für mich keine Option, da ich mir das nicht komplett verbieten möchte und wenn ich dann trotzdem mal was kaufen würde, würde ich alles auf einmal essen. Deshalb versuche ich gerade irgendwie mich daran zu gewöhnen immer etwas zu Hause zu haben um einfach den Reiz zu nehmen. Früher als Kind hab ich mich immer gefragt, wie bei Freunden eine Schüssel mit Süßem auf dem Tisch stehen kann und niemand isst was davon.

    1. Vielen Dank fürs Teilen deiner Erfahrung. Ich finde es sehr spannend und freue mich, wenn andere aus ihrem Leben bzw. aus ihrer Kindheit berichten. Die Schüssel kenne ich gut. 🙂 Ich hatte mal einen befreundeten Papa, der sie immer versteckt hat, sobald er bei uns zur Tür reinkam, weil er nicht wollte, dass sich sein Kind daran bedient. 🙂 🙂 🙂

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