Tischspiele für 3-4-jährige – ohne Verlierer – ohne Wut

Nach der Puzzle-Leidenschaft ist nun endlich auch die Liebe zu Gesellschaftsspielen erwacht. Am beliebtesten ist hier gerade der Klassiker UNO. Aber auch andere Tischspiele wie Memory, Labyrinth oder das gute, alte Leiterlispiel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Natürlich möchte Kind bei jedem Spiel gewinnen. Wer nicht? Seit rund vier Wochen, also im Alter von vier Jahren und vier Monaten, klappt das auch mit dem Verlieren gar nicht mehr so schlecht.

Warum ich mir das so genau gemerkt habe? Tja, er ist nicht das erste Kind, das, nach meinen Beobachtungen, in genau diesem Alter gelernt hat, zu verlieren. Vorher war verlieren ein Ding der Unmöglichkeit. Jedes verlorene Wettrennen, jedes verlorene Tischspiel führte zu fast unbändigen Wutausbrüchen. Die ganze Welt verfinsterte sich mit einem Mal, in Kind wurde ein Zorn entfacht, der sich sonst kaum erahnen lässt. Und damit ist er in bester Gesellschaft.

Das magische Tischspiele-Alter

Bevor ich in die schulergänzende Betreuung gewechselt hatte, arbeitete ich mit Kindern von drei bis knapp fünf Jahren. Klassische Tischspiele fanden hier selten statt und wenn, dann erst gegen Ende des Schuljahrs. Nämlich dann, wenn die ersten Kinder die magische vier-Jahr-und-vier-Monate-Grenze überschritten hatten. Dann konnte ich beginnen in Kleingruppen Memory und Co. einzuführen. Vorher fehlten mir schlichtweg die Ressourcen, mehrmals am Tag Wutanfälle apokalyptischen Ausmasses zu begleiten.

Und jedes Mal, wenn ich den Eltern versucht habe, Mut zu machen, dass ihre Kinder schon bald zum Kartenspiel fähig sein werden, belächelten sie mich. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass es irgendwann möglich sein würde, UNO zu spielen, ohne dass die Karten am Ende in hohem Bogen durch die Luft flogen.

Doch genau diese Eltern kamen wenige Monate später auf mich zu und erzählten mir mit unüberhörbarem Stolz von den “Fortschritten” des Kindes und dass es ja jetzt endlich gelernt hätte, das Verlieren nicht das Ende der Welt bedeute. So viele Wochen hätten sie erklärt. Nun tragen ihre Bemühungen endlich Früchte. Ich verkniff mir in solchen Momenten einen Kommentar. Ehrensache. Was ich mir in dem Moment dachte, könnt ihr euch aber vielleicht denken.

Tischspiele & der richtige Umgang

Falls dein Kind noch nicht das magische Tischspiele-sind-doch-möglich Alter erreicht hat, hast du nun genau drei Möglichkeiten:

  1. Du machst es so wie die oben erwähnten Eltern und lässt nicht locker. Du hältst Wut und Traurigkeit aus, erklärst immer wieder und freust dich, dass, sobald dein Kind etwa vier Jahre und vier Monate alt ist, versteht, dass Verlieren keinem Todesstoss gleichkommt. (Und freust dich natürlich unheimlich darüber, dass du es geschafft hast, ihm dies verständlich zu machen).
  2. Oder du machst es so, dass du alle Tischspiele wegsperrst und jegliche Wettrennen verbietest, bis dein Kind vier Jahre und vier Monate alt ist.

An dieser Stelle sei erwähnt: ich habe eine Möglichkeit aus beiden Varianten gewählt. An guten die erste, und ehm ja, an den anderen die zweite.

Es gäbe aber noch eine dritte Variante, denn ich bin ja nicht die Erste, die beobachtet hat, dass jüngere Kinder nicht gut verlieren können. Spielehersteller aller Arten sind bereits auf den Zug aufgesprungen und hatten die grossartige Idee, Tischspiele zu kreieren, bei denen es weder einen direkten Gewinner / Verlierer gibt bzw. bei denen im Team gespielt werden muss. Da waren kluge Köpfe an der Arbeit, nicht wahr?

Die drei liebsten (und einzigen, die damals von den 3-4-jährigen überhaupt gespielt werden durften), stelle ich euch heute vor.

Spiele-Klassiker und -Variationen

Ich mag mich erinnern, dass es dieses Spiel bereits bei uns im Kindergarten gab, sprich so 15 Jahre alt wird es schon sein. 🙂 Das ist nämlich der gute, alte

  • Obstgarten

Wer kennt es ebenfalls noch? Ein Würfelspiel, bei dem die Spieler versuchen, das Obst abzulesen, bevor es der Rabe frisst. Die Kinder arbeiten miteinander und gegen den Raben. Das schafft Zusammengehörigkeit. Allerdings kann es gut sein, dass die Enttäuschung, gewinnt der Rabe, immer noch sehr gross sein kann. Wenigstens können sich die Kinder, im besten Fall, gegenseitig trösten. Im schlechtesten, ehm, ja… Ich schreibs mal lieber nicht aus.

Hier gehts übrigens direkt zum Spiel…

Ebenfalls seit Jahren ein bewährtes Niemand-verliert-Spiel ist

  • Tempo, kleine Schnecke

Bei diesem Spiel geht es darum, welche Schnecke als erste zum Ziel kommt. Es wird reihum mit einem Farbwürfel gewürfelt, die Schnecke mit der passenden Farbe darf ein Feld weiter, bis sie das Ziel erreicht hat. Jedes Kind kann mit jeder Schnecke fahren bzw. kriechen. Ich finde heute noch, nach über 10 Jahren, dass dies eines der besten Tischspiele für drei bis vier-jährige ist. Falls du dich gerne selbst davon überzeugen möchtest, dann schau hier.

Ein abgewandelter Klassiker als Lieblingsspiel

Unsere liebste Neu-Entdeckung ist eine Abwandlung des oben genannten Schnecken-Spiels, nämlich

  • Tempo, kleine Fische

Auch hier werden die Fische mittels eines Farbenwürfels fortbewegt. Der Unterschied bei diesem Spiel, im Gegensatz zu den Schnecken, ist, dass sie von zwei Fischern im Boot gefischt werden können. Mein Sohn ist absolut verliebt in dieses Tischspiel. Er spielt es zwischendrin auch gerne alleine, er ist die Fische und “läuft” den Fischern davon. Du findest das Spiel hier.

Falls du eines der Spiele über den Link kaufst, erhalte ich eine kleine Provision von weltbild.ch. Für dich entstehen dabei aber keinerlei Mehrkosten. Tischspiele eignen sich ja auch immer wunderbar als Geschenke. Noch mehr Geschenkideen findest du hier.

Hast du ähnliche / ganz andere Beobachtungen gemacht, was Gewinnen / Verlieren betrifft? Und welche Tischspiele sind bei dir gerade hoch im Kurs? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Deine

Corina

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