Dialogisches Lesen – Vorlesen in Kinderhänden

Willst du wissen, wie mir dialogisches Lesen bei einer Wette um ein Abendessen geholfen hat? Mein Mann behauptete doch tatsächlich, dass er Sohnemanns Bilderbücher nicht vorlesen kann. “Nur”, weil er die Sprache nicht spricht. So ein Quatsch hab ich mir gedacht. Vorlesen kann wirklich jeder und jede, egal in welcher Sprache das Buch geschrieben ist.

Man muss nur wissen wie, denn vorlesen ist nicht gleich vorlesen. Ich wette mit ihm, dass ich selbst ein Bilderbuch erzählen könnte, dass in arabischer Schrift verfasst ist. Also wetten wir ein Abendessen. Und ich habe eigentlich schon gewonnen. 

Ich habe ja eingangs schon erwähnt, dass mir dialogisches Lesen dabei geholfen hat. Nun möchtest du wissen wie das geht? Ich verrate es dir gerne. Und mit etwas Glück kannst du ebenfalls etwas gewinnen. Aber mehr dazu am Ende des Artikels.

Dialogisches Lesen – instinktives Erzählen

Beim dialogischen Lesen geht es nicht darum, die Geschichte so zu lesen, wie sie da steht. Vielmehr ist es ein gemeinsames Erzählen. Die Kinder werden beim Betrachten des Buches mit einbezogen. Das Geschriebene rückt in den Hintergrund. Was zählt, sind die Bilder und das Entdecken des Buches. Da kann eine völlig neue Geschichte entstehen. Und das darf durchaus sein. Die Kinder, ihre Erfahrungen, Beobachtungen und Ideen stehen bei dieser Form des Vorlesens im Mittelpunkt. Zwischen dem Erzähler und dem Zuhörer findet ein stetiger Dialog statt.

Das hört sich für dich zu theoretisch an? Dann nehmen wir ein Beispiel, dass du mit Sicherheit kennst. Stell dir vor, du schaust ein Bilderbuch mit (d)einem Kleinkind an. Was machst du? Liest du die Geschichte genau so vor wie sie im Buch steht? Wahrscheinlich nicht. Vielmehr schaut ihr euch die Bilder an. Du stellst Fragen wie “was siehst du?”, “findest du die Schnecke?” und “wie fühlt sich wohl der Hase?”. Genau so geht dialogisches Lesen. Du stehst im Dialog mit dem Kind, gehst auf seine Beobachtungen ein und stellst konkrete Fragen zur Geschichte bzw. zu den Bildern.

Später, wenn die Kinder älter sind, entstehen ganz neue Geschichten zu altbekannten Büchern. Ich liebe diese Art des “Vorlesens”, da es keine einseitige Angelegenheit ist, sondern im stetigen Fluss zwischen den Kindern und mir.  Dabei spielt es keine Rolle in welcher Sprache das Buch geschrieben ist. Dialogisches Lesen geht selbst mit einem Möbelkatalog. 🙂

Dialogisches Lesen kann auch ohne klassisches Bilderbuch stattfinden.
Beim dialogischen Lesen braucht es nicht immer ein klassisches Bilderbuch.

Förderung & Beziehung

Abgesehen davon, dass dialogisches Lesen unheimlich viel Spass macht, unterstützt es verschiedenste Aspekte der kindlichen Entwicklung. Zum einen wird natürlich die Fantasie angeregt, zum anderen die Sprachbildung gefördert. Ausserdem lernen die Kinder wichtige Gesprächsregeln wie z.B. sich gegenseitig ausreden zu lassen.

Gerade ruhigeren Kindern oder solchen mit Sprachschwierigkeiten fällt es oft leichter, sich an einem “geführten Gespräch” wie es beim dialogischen Lesen der Fall ist, zu beteiligen. Sie trauen sich eher, etwas beizutragen, da man sie direkt ansprechen kann. Durch die klar kommunizierten Gesprächsregeln hören ihnen die anderen Kinder zu. Somit stärken sie ihr Selbstbewusstsein und freuen sich ein Teil der Gruppe zu sein. Dies ist vor allem in Kitas und Kindergärten unglaublich wichtig.

Zu Hause freut sich mein Sohn über die dialogische Bilderbuchbetrachtung als Exklusiv-Zeit. Zusammen aufs Sofa kuscheln, Bilderbücher anschauen und sich voll und ganz aufs Kind einzulassen, schafft Nähe und Vertrauen. Er fühlt sich wahrgenommen und gesehen. Das festigt die Beziehung.

Schweizer Vorlesetag

So, jetzt weisst du Bescheid. Nun steht deiner Vorlese-Wette eigentlich nichts mehr im Weg, oder? Falls sich gerade niemand zum wetten findet, trag dich doch bei der Aktion des Schweizer Vorlesetags ein und gewinne mit etwas Glück eins von fünf Bücherpaketen.

Als Schweizer Familienblog freue ich mich den Vorlesetag, eine Initiative des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM, am 18. Mai mit diesem Artikel zu unterstützen. Weitere spannende und interessante Beiträge findest du auf der Seite des Schweizer Vorlesetags oder direkt auf den folgenden Blogs:

Ausserdem findet am 18. Mai im Coworking Space Tadah in Zürich ein Vorlesenachmittag mit Autor Alain Eicher statt. Er liest aus seinem Buch Gian & Giachen vor.

Nun wünsche ich dir viel Spass beim Vorlesen, Entdecken und Gewinnen. 😉

Deine

Corina

*Werbung in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Vorlesetag

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Corina

3 Gedanken zu „Dialogisches Lesen – Vorlesen in Kinderhänden

  1. Liebe Corina, ein ganz toller Beitrag, der aufzeigt, dass Vorlesen soooo viel mehr ist als “nur” aus einem Buch vorzulesen. Und er zeigt auch, dass es viel einfacher ist als man manchmal denkt. Ich finde es super, wie du erklärst, dass dialogisches Lesen bzw. instinktives Erzählen sozusagen überall und immer geht – auch mit einem Möbelkatalog! So gut – wir haben das früher mit unseren kleinen Buben die ganze Zeit so gemacht – gut geeignet haben sich auch die Geschenke-Kataloge, die vor Weihnachten ins Haus flatterten. Da konnten wir stundenlang verweilen und reden und fantasieren, was man mit all den Sachen so machen kann etc. etc.

    1. Liebe Rita, vielen Dank für deinen Kommentar. Das mit dem Geschenke-Katalog finde ich eine tolle Idee. Das machen wir dieses Jahr auch, findet mein Sohn bestimmt “lässig”. 🙂

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