Bewusste Elternschaft oder bewusste Erziehung taucht immer mehr in den Medien auf. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Ist das einfach wieder so eine neue Erziehungsidee, die bald wieder Geschichte sein wird oder hat dieser Stil vielleicht tatsächlich Zukunft?
Angefangen beim Namen: bewusste Elternschaft verzichtet bewusst auf das Wort Erziehung, da dieses mittlerweile in Eltern- und Pädagogen-Kreisen doch eher negativ behaftet ist. Erziehen bedeutet nämlich, dass man jemanden auf eine gewisse Art und Weise formen will. So steht im Duden denn auch geschrieben: Erziehung = in der Kindheit anerzogenes Benehmen, anerzogene gute Manieren. Da dies nicht das Ziel der bewussten Elternschaft ist, wird, wie bereits erwähnt, das Wort Erziehung bewusst beiseite gelassen.
Bewusste Elternschaft – haufenweise Arbeit
Während bei der antiautoritären Erziehung die Kinder mehrheitlich sich selbst überlassen sind und weder Grenzen noch Strukturen erfahren, ist die autoritäre Erziehung geprägt von Hierarchie, Kontrolle und starren Regeln. Beide Erziehungsformen sind relativ einfach im Alltag umzusetzen (einfach heisst dabei nicht gut) bzw. geben einen klaren Weg vor.
Anders bei der bewussten Elternschaft. Hier gibt es kein Handbuch, dass dir sagt, wie genau du dein Kind erziehen bzw. halt eben nicht erziehen sollst, damit du erfolgreich (was auch immer das heisst) bist. Bewusste Elternschaft ist in meinen Augen eindeutig der schwierigste und herausforderndste Pfad, den du wählen kannst. Er zwingt dich nämlich zu ständiger (Selbst-)Reflexion, der Auseinandersetzung mit deinem eigenen inneren Kind, deiner Kindheit, deiner Erziehung und deinen Glaubenssätzen. Wenn du dich für die bewusste Elternschaft entscheidest, entscheidest du dich, Gefühle zu durchleben. Auch solche, die du eigentlich nie (mehr) fühlen wolltest. Du wirst Trauer, Wut und Angst begleiten (müssen). Bei deinen Kindern sowie auch bei dir selbst. Und du wirst dir ab und zu wahrscheinlich wünschen, einen der beiden anderen Wege gegangen zu sein. Die Kinder einfach sich selbst überlassen kann in solchen Momenten gleich verlockend sein, wie einfach klare, starre Regeln aufzustellen und seine Macht auszuspielen.
Aber du wirst es (wahrscheinlich) nicht tun. Weil tief in dir drinnen weisst du, dass du mit der bewussten Elternschaft die richtige Entscheidung getroffen hast.
Gewitter, Gefühle & Glaubenssätze
Denn nebst all den Gefühlen, Reflexionen und der Anstrengung wirst du eine Freiheit spüren, die du so vielleicht noch gar nie gekannt hast. Du wirst mit jedem Tag achtsamer, mit dir, deinen Kindern und deiner Umwelt. Das Leben wird leichter, ruhiger und gelassener. Und auch wenn immer wieder Stürme und Gewitter aufziehen, du lernst mit ihnen zu leben. Du wirst sie bewusst wahrnehmen und sie genau so bewusst wieder ziehen zu lassen. Denn du bist weder deine Gefühle noch deine Gedanken. Und wenn dir das klar geworden ist, hörst du auch auf, diese auf dein Kind zu übertragen. Die Wut, die du vielleicht gerade spürst, hat nichts mit deinem Kind zu tun. Genauso wenig die Angst oder das Gefühl, nicht gut zu sein. Das sind alles nur Glaubenssätze, die wir meist aus unserer eigenen Kindheit und unseren Erfahrungen mitbringen. Mit unserem Leben als Erwachsene haben sie nichts zu tun.
Bist du dir das erst einmal bewusst, fällt es dir das nächste Mal wesentlich schwieriger, dein Kind für etwas verantwortlich zu machen, das doch den Ursprung in dir selbst hat.
Wie gesagt, die bewusste Elternschaft ist definitiv alles andere als der leichte Weg. Doch er lohnt sich, in so vielen Hinsichten. Einerseits, um dich selbst von alten Konstrukten zu befreien. Andererseits um in echte Beziehung zu treten. Nicht nur zu unseren Kindern. Auch Partnerschaften, Freundschaften und sogar Arbeitsbeziehungen werden sich verändern.
Wenn du jetzt bereit bist, den ersten Schritt zu machen, aber noch nicht recht weisst wie, dann empfehle ich dir meinen Artikel über Macht oder aber den Umgang mit Wut. Beide können dir helfen, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen und die bewusste Elternschaft bzw. das bewusste Leben zu deinem Lebensstil zu machen.
Nächste Woche gibt es einen Beitrag zu Achtsamkeit und was wir uns darunter vorstellen können. Ausserdem gebe ich dir Tipps für Achtsamkeitsübungen mit Kindern und wie du deinen Familienalltag achtsam gestalten kannst.
Für mich ist die bewusste Elternschaft klar mein Weg für die Zukunft. Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch Fragen? Oder eine Anmerkung? Ich freue mich von dir zu lesen. Oder vielleicht lernen wir uns schon bald persönlich kennen in meinem nächsten Elternkurs oder in einem Coaching?
Deine
Corina
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